YURIX


Menschen aus Russland unerwünscht?

August 2022

Diesen Text habe ich in der Schule geschrieben. Ich finde es immer schade, dass diese Texte einfach verloren und vergessen gehen. Deshalb habe ich entschieden, sie hier auf meiner Website zu sammeln. Es sind bei weitem keine Meisterwerke, aber alles in allem bin ich dennoch stolz darauf.

Der Ukraine-Krieg ist noch nicht vorüber und Fakten, verfügbares Wissen und die Situation verändern sich immer noch. Deshalb ist es wichtig, zu wissen, dass dieser Text im August 2022 geschrieben wurde.

Text

Der Ukraine-Krieg hat unsere Welt erschüttert. Noch Anfangs Jahr hätte ich niemals damit gerechnet, dass es in Europa einen Krieg mit diesen Ausmassen geben wird.

Es wird fast ausschliesslich dem Präsidenten Putin die Schuld am Krieg gegeben. Gleichzeitig hat der Westen unter der Anführung der USA strenge Sanktionen eingeführt, um Russland zu schaden. Diese treffen jedoch die Bevölkerung Russlands genauso fest. Es wurden auch schon mehrmals Sportler und Musiker aus Russland von Veranstaltungen ausgeladen, weil sie Russen sind.

Wenn aber Putin am Krieg schuld ist, erscheinen Sanktionen, die die Bevölkerung treffen zuerst widersprüchlich, es sollte doch den Schuldigen treffen und nicht die normale Bevölkerung. Ausserdem sieht es aktuell so aus, als ob Putin nicht von selbst seine Macht abgeben wird, mit Sanktionen oder ohne.

Sanktionen haben dennoch ein Ziel: Wenn sich die Bevölkerung nicht gegen einen widerrechtlichen Krieg führenden Präsidenten wehrt, unterstützt sie indirekt den Präsidenten und den Krieg, und sie wird damit zu einem Mitschuldigen. Die Kriegsmitschuldigen werden bestraft. Im Falle der Bevölkerung ist die Strafe in der Form von Sanktionen. Bis jetzt hat sich die Bevölkerung jedoch nicht gewehrt, deshalb sind Sanktionen, die die Bevölkerung treffen gerechtfertigt.

Das Konzept sollte auch auf der Ebene von einzelnen Personen angewandt werden. Wenn sich russische Sportler, Musiker und Touristen nicht gegen ihren Präsidenten wehren, sind sie mitschuldig am Krieg. Als Strafe werden ihnen gerechtfertigt einige Privilegien entzogen, wie etwa die Erlaubnis, nach Europa zu reisen.

Es gibt allerdings Grenzen: Wenn sich eine Person klar von Putin abgrenzt, sollte sie nicht bestraft werden. Spezifisch heisst das zum Beispiel, dass ihr die Einreise gewährt wird. Dazu muss sie aber klar ausdrücken, dass sie Putin nicht unterstützt. Das ist nicht unproblematisch, besonders zuhause in Russland können die damit verbundenen Aussagen bestraft werden. Damit ist es für diese Person dann fast nur noch möglich, aus Russland auszuwandern. Daraus folgt, dass nur Ferien nicht mehr erlaubt ist, auswandern aber schon. Das Auswandern schadet zudem der russischen Wirtschaft, was im Sinne der Sanktionen wie oben beschrieben wäre.

Anzunehmen, dass alle Russen, oder Personen mit russischen Namen Putin unterstützen ist nicht akzeptabel. Zum Glück komm es bei uns selten so weit: Obwohl ich einen russischen Namen habe, wurde ich noch nie negativ darauf angesprochen.

Die angesprochenen Sanktionen und Strafen für Personen, die den Krieg und Putin unterstützen haben auch ihre Limiten. Jeder Mensch, egal auf welcher Seite, hat das Recht zu leben. Deshalb sind Sanktionen, die zum Beispiel die Versorgung mit Nahrungsmittel oder die medizinische Versorgung betreffen, ein Tabu. Andere Dinge wie etwa Luxusgüter oder elektronische Geräte sind dazu viel besser geeignet.

Propaganda und Zensur sind eine schwache Ausrede: Vielleicht werden Fakten verdreht, dass Krieg herrscht, ist sicherlich durchgerungen. Das erinnert stark an die Aussage Kants: «Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit». Man verschuldet die Situation sich selbst, man kann sich nicht hinter Ausreden wie Propaganda verstecken, man muss selbst handeln. Ein Krieg ist ein Verbrechen, und nichts kann daran etwas ändern. Deshalb bin ich auch nicht generell gegen ein Verbot russischer Sportler an Wettkämpfen, wenn sie «mündig» sind. Nur Sportler und andere, die den Krieg unterstützen, dürfen ausgeschlossen werden.